22 – die neue Glückszahl der Bruchpiloten

Einen Tag nach dem 22. Oranienburger Drachenbootrennen sitze ich vor dem Rechner und versuche meine Erinnerungen an diesen besonderen Tag und dessen Emotionen in einen Bericht zu pressen. 

Wer hätte gedacht, dass dieser Tag ein so überraschendes und erfreuliches Ende nehmen würde, denn eigentlich begann der Tag des Drachenbootrennen wie immer. 

Auftakt: Frühes Aufstehen, Fahrerlager einrichten und auf die Ankunft der Sportlerinnen und Sportler warten. Teamleiterbesprechung (Startnummer 22 - Was für ein Glück!), Erwärmung und die Mannschaft für das erste Rennen einschwören. 

Lauf 1, es geht los. Bereits der kleine Fußweg vom Fahrerlager zur Einstiegsstelle lässt bei mir den Adrenalinspiegel steigen und ein Kribbeln durchfährt den ganzen Körper. Vorfreude und Respekt vor 90 Sekunden höchster Konzentration und maximaler körperlicher Anstrengung. Es folgt der Einstieg ins Boot (Hat jeder den richtigen Neben-/Vordermann?) und das Paddeln zum Start. Endlich Aktivität und ich kann meine Aufregung in Bewegung umsetzen. Der erste Lauf, eine Standortbestimmung für alle Mannschaften. Wird alles Gelingen? Start, Streckenschlag, Rhythmus, Endspurt? Die Boote fahren an die Startlinie. Are you ready? Attention? Go! Los geht’s. Die Paddel pflügen durchs Wasser, das Drachenboot wird auf Geschwindigkeit gebracht. Den Blick auf den Vordermann gerichtet folgt Schlag auf Schlag. Wir kommen gut los, das gegnerische Boot fällt zurück, egal, es geht um die Zeit, immer weiter. Schlag für Schlag, jetzt könnte aber bald das Ziel kommen, Drachenbootrennen sind wirklich anstrengend. Durchs Ziel, endlich! Atem schöpfen. Wie wird die Zeit sein? 1:28:12 Minuten, gut, wir sind vorne mit dabei. Am Ende die zweitbeste Laufzeit in Lauf 1. Nur die 20 Samuras waren 12 Hundertstel besser und werden unser Gegner in Durchgang 2 sein. Traditionell starten die Teams in umgekehrter Reihenfolge. Die Schnellsten am Schluss. Also begann das Warten, Abhängen im Fahrerlager, etwas Essen, quatschen. Auch das gehört dazu und macht den Flair der Veranstaltung aus. Ich mag das.

Die Aufgabe des Teamleiters während dieser Zeit? Aufstellung für Lauf 2 prüfen. Geht das so? Optimale Besetzung? Fragen beantworten. Wann sind wir wieder dran? Wie lange noch? Kann ich nochmal auf die Toilette (Ernsthaft!)? Wo sitze ich? Gehört dazu. Ich mag das.

Lauf 2, same procedure, … Laufpartner sind die 20 Samuras, die mit der Laufbestzeit aus Lauf 1 antreten. Also gilt die Devise: Wir schauen nur auf uns, machen unser Rennen, drei Zeitläufe, nur die besten Zwei kommen in die Wertung. Wieder ertönt das Startsignal. Wir kommen gut aus dem Start heraus (offensichtlich unsere große Stärke, Danke Gordon), wieder folgt Schlag auf Schlag und meine Gedanken während des Rennens sind schwer in Worte zu fassen (Denke ich überhaupt dabei?). Vielmehr das Gefühl, wenn nach dem Start das Boot beim Übergang zum Streckenschlag  richtig anspringt und man die Geschwindigkeit fühlen kann, man Teil dieser Einheit, dieses Teams ist. Wie sich im Verlauf des Rennens dann die Anstrengung in den Vordergrund drängt. Atmen, Rhythmus, Kraft, Atmen, nicht nachlassen. Wann kommt endlich das Ziel? Geschafft! Hat sich ganz gut angefühlt (trotz Allem) und sogar vor den Samuras. Super, jetzt die Spannung auf die Zeit. 1:31:24 Minuten. Was, 3 Sekunden langsamer? Hat sich bei mir ganz anders angefühlt. Na gut, alle Mannschaften im vorderen Bereich waren langsamer als in Lauf 1. In der Zeitaddition liegen wir auf Platz 4. Das ist immer noch sehr gut. Top 5 war mein Wunsch. Das Niveau in Oranienburg ist über die Jahre wirklich gut geworden und alle Mannschaften fahren eine sehr ordentliche Technik. Nächster Gegner in Lauf 3, vorletzte Paarung: Das Boooooooooooooooooot. Die Seriensieger der letzten Jahre.

Lauf 3, ihr wisst schon, … Die Konzentration ist noch einmal hoch, doch der Start muss abgebrochen werden, weil die „Sehnsucht“, das Ausflugsboot aus dem Oranienburger Hafen, die Strecke durchfährt. Warten, warten (kann der nicht etwas schneller fahren?) und dann wieder Aufstellung an der Startlinie. Noch einmal alles aus sich herausholen. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Bruchpiloten mit dem etwas besseren Start, das Bo..ot mit einem guten Streckentempo, die Führung wechselt, starker Endspurt der Bruchpiloten, trotzdem knapper Vorsprung für das Bo..ot. Glückwunsch, gut gefahren. Im eigenen Boot etwas Frust, fühlte sich nicht optimal an, da wäre mehr drin gewesen.

Schlussakt: Warten auf die Siegerehrung. Wo werden wir an Ende landen? Zeiten werden im dritten Durchgang nicht mehr veröffentlicht, aber uns war klar, der dritte Lauf war noch nie unser

Bester. Richten wir uns also auf Platz 5, vielleicht Platz 4 ein. Damit können wir bei 34 Mannschaften trotzdem zufrieden sein. Man kann ja nicht jedes Jahr aufs Treppchen fahren (Vorjahr Platz 3). Die Siegerehrung schreitet voran, Platz 6: Villa Vitale, o.k., jetzt kommen wir. Nein, S-Klasse auf Platz 5, jetzt aber … Platz 4: 20 Samuras. Was ist denn los, das kann doch nicht sein. Es muss dann doch eine sehr gute dritter Laufzeit gewesen sein. Platz 3? Die scharfen Zähne. Unfassbar. Wir schauen uns an und können es nicht glauben. Wie geht denn das? Platz 1 und 2, noch zwei Mannschaften fehlen. Die Bruchpiloten und das Bo..ot. Aufruf für Platz 2, Glenn macht eine dramatische Pause: Das Bo..ot. Unbeschreiblicher Jubel im Team, wir schreien unser Glück hinaus. So unverhofft, so geil! 

Zur Siegerehrung durch das Spalier der zweitplatzierten Mannschaft zu gehen, unbezahlbar. Danke für diese faire Geste. Danke an die tolle Organisation. Danke an das tolle Team.

 

Der Bericht ist fertig. Ich auch.  Ich habe den Tag noch einmal durchlebt, mir tun die Knochen weh, aber ich bin glücklich.

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